Der Heidelberger „Ogier von Dänemark“ ist ein Text, der eine besondere Stellung im Grenzgebiet zwischen der Germanistik und der Niederlandistik einnimmt. Um zu verhindern, dass der Text bei einem heutigen deutschen Publikum einmal mehr dem Unverständnis anheim fällt, wie das bereits im 15. Jahrhundert bei Ludwig Flúgel der Fall war, haben wir uns dazu entschlossen, den rekonstruierten mittelniederländischen Text in Gänze in modernes Deutsch zu übersetzen. „Wir“ sind in diesem Fall Dr. Klaus-Dieter Luitjens (Heide, Schleswig-Holstein) als Muttersprachler und ich.[1] Mit Hilfe der Übersetzung können deutsche Leser im Allgemeinen und Germanisten im Besonderen einen Eindruck bekommen von der Art und Weise, wie Ludwig Flúgel mit seiner niederländischen Quelle umgegangen ist und von den Entscheidungen, die er dabei getroffen hat.
Die deutsche Übersetzung folgt dem mittelniederländischen Text fast überall auf dem Fuß. Nur Füllwörter und Wahrheitsbeteuerungen, die ausschließlich des Reimes wegen benutzt wurden, haben wir wegen der flüssigeren Lesbarkeit häufiger weggelassen. Wir haben eine Prosa-Übersetzung einer Versübertragung vorgezogen. Der deutsche Text verzichtet ebenfalls auf die äußerliche Versstruktur des Quellentextes, wie das zum Beispiel in der BiMiLi-Reihe üblich ist. Weil die Zeilenzahl pro Seite bei etwa 30 liegt, ist es meist nicht schwer, die parallele niederländische Textstelle zu finden.
Beim Übersetzen entschieden wir uns für modernes Deutsch mit einer kleinen Anzahl archaisierender Elemente wie zum Beispiel die Anredeform „Ihr“, die der Übersetzung eine leicht historisierende Note verleihen
In der Übersetzungsschicht wurden vier Arten von Anmerkungen benutzt: Kapitelnummern, Weddige-, Eigennamen- und Textkritik-Anmerkungen.
Hoofdstuknummer: siehe oben.
Weddige: Unsere Übersetzung weicht regelmäßig in nicht unerheblichem Maße ab von der Interpretation von Hilkert Weddige. In den Weddige-Anmerkungen werden insbesondere die deutschen Übersetzungen, die Weddige in seinen Anmerkungen (WeNo) und/oder in seinem Glossar (WeGl) vorschlägt, kritisch kommentiert. In einigen Fällen werden auch Emendierungen (WeEm) oder andere Aspekte von Weddiges Edition, wie die Interpunktion oder der Gebrauch von Groß- bzw. Kleinbuchstaben, kritisch durchleuchtet. Leser, die Zweifel haben bezüglich der Rekonstruktion des niederländischen Textes, finden die Begründung für die getroffenen Entscheidungen in den „Hertalingsnoten“ (Rekonstruktionsanmerkungen) in der Rekonstruktionsschicht der Edition.
Eigennaam: siehe oben bei der Rekonstruktionsschicht.
Tekstkritiek: Wie in der Rekonstruktionsschicht wird in den Texstkritikanmerkungen auf verschwundene, ergänzte oder umgestellte Zeilen hingewiesen. Nicht rekonstruierbare Verse werden als „<…>“ wiedergegeben. Wenn der Inhalt der verschwundenen Zeilen wiederhergestellt werden kann, stellen wir die rekonstruierten Verse oder Versteile ebenfalls zwischen eckige Klammern.
Brock/Heide, im April 2017
[1] Dr. Luitjens war ebenfalls so freundlich, der deutschsprachigen Einleitung den letzten Schliff zu geben. Ich danke ihm dafür ganz herzlich.
Die Rekonstruktion des niederländischen Textes <— — —> Abkürzungen